Modellbahnclub Orlabahn e.V.

MEC "Orlabahn" e.V. Pößneck

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Osterspaziergang

Schon im Januar traten die Organisatoren des Pößnecker Osterspaziergangs an uns heran, um eine Mitarbeit an der in diesem Jahr unter dem Motto 125 Jahre Strecke Pößneck unterer Bahnhof- Oppurg stehenden Wanderung am Karfreitag anzufragen.
Gern haben wir diese Anfrage mit ja beantwortet und heute lief diese traditionelle Pößnecker Veranstaltung über die Bühne. Schon zum 23. Mal trafen sich viele Pößnecker in der Innenstatt, um eine kurzweilige und informative Wanderung zu erleben.


Von den Organisatoren um Hans-Walter Enkelmann, Hermann Röser und seit kurzem Antonie Lau wurden immer sehr lohnenswerte Ziele in Pößneck und der Umgebung ausgewählt, die es lohnt, einmal ins Rampenlicht zu holen. Der Verein für Heimatgeschichte übernimmt dabei die Hauptarbeit in der Organisation.
Im Jahr 2017 sollte es einmal die Orlabahn, oder besser gesagt der Streckenabschnitt nach Oppurg sein. Über diesen Abschnitt der Strecke ist nicht viel überliefert, war doch das Ende der Strecke bereits 1946 mit dem Abbau besiegelt. Es war immer eine Nebenstrecke, ja eigentlich eine Nebenstrecke an einer Nebenstrecke, denn nichts anderes war unsere Orlabahn. Trotzdem hatte sie zu ihrer Zeit ihre Daseinsberechtigung.








Liebe Osterspaziergängerinnen, liebe Osterspaziergänger.

Ich bin Vorsitzender des Pößnecker Modellbahnvereins Orlabahn und möchte Ihnen jetzt einige Gedanken zur Geschichte der 3. Pößnecker Bahnstrecke näherbringen.

Viele werden sich fragen? Eine dritte Bahnstrecke, wir haben doch nur zwei Bahnhöfe. Nun, die zuerst Pößneck erreichende Strecke war die 1871 eröffnete Bahnlinie Gera-Saalfeld-Eichicht. Damit gab es im Süden Pößnecks den ersten Bahnhof in unserer Heimatstadt, den oberen Bahnhof. Durch diese Strecke hatte die aufstrebende Pößnecker Industrie Anschluß an die weite Welt und konnte den Handel verstärkt über die Eisenbahn abwickeln.
Aber schon zu dieser Zeit wurde klar, dass auf Grund der topografischen Lage des Bahnhofs und der Strecke Grenzen in Bezug auf mögliche Transportmengen gesetzt wurden.
Dies führte ab etwa 1870 zur Forderung der Staatsregierung des Herzogtums Sachsen-Meiningen, eine Anbindung der im Bestehen begriffenen Saalebahn Großheringen-Jena-Saalfeld von Naschhausen (also Orlamünde) durch das Orlatal zum obern Bahnhof in Pößneck zu bauen.
Aufgrund der in Thüringen zu dieser Zeit alltäglichen Kleinstaaterei und dem damit verbundenen Geldmangel dauerte es allerdings 19 Jahre von den ersten Gedanken einer zweiten Pößnecken Bahnanbindung bis zur Eröffnung der Strecke Orlamünde-Pößneck/ Jüdewein im Jahr 1889. Der untere Bahnhof war entstanden.


Warum aber ein zweiter Bahnhof in Pößneck, wollte man nicht die Anbindung der Strecke an den oberen Bahnhof?
Hier muss man sich einmal die Pößnecker Topografie vor Augen führen. Zwischen beiden Bahnhöfen besteht bei einer Luftlinienentfernung von etwa zwei Kilometern eine Höhendifferenz von 40 Metern. Das klingt zuerst einmal nicht viel, man muss sich aber die Leistungsfähigkeit damaliger Dampflokomotiven vergegenwärtigen. Es wäre eine sehr lange Strecke mitten durch die Stadt mit den erforderlichen Kehren notwendig geworden um diese ursprüngliche Idee tatsächlich in die Tat umzusetzen. Eine konkrete Streckenführung für diese Variante ist auch nicht überliefert. Allerdings gab es wohl Pläne, die Strecke vom unteren Bahnhof bis zum Viehmarkt zu verlängern, was aber ebenfalls nicht umgesetzt wurde.

Jetzt möchte ich zur erwähnten 3. Bahnstrecke kommen, denn eine Querverbindung zwischen Saalebahn und Oberer Bahn sollte und musste geschaffen werden. Wegen den gerade erwähnten topografischen Schwierigkeiten in Pößneck wurde diese Verbindung tatsächlich zwischen Jüdewein, also dem unteren Bahnhof und dem Oppurger Bahnhof geplant und gebaut. Zwar war diese Strecke in Luftlinie 3 Kilometer und damit einen Kilometer länger als die Innerpößnecker Verbindung, aber bei dieser Länge und einer Höhendifferenz von nur 29 Metern wurden die anfangs eher leistungsschwächeren Lokomotiven nicht überfordert. Eine gute Einbindungsmöglichkeit der Strecke in die bestehenden Bahnanlagen des Bahnhofs Oppurg waren ebenso ein gutes Argument für diese Verbindungsvariante der beiden Hauptbahnen. Auf dem Streckenabschnitt mussten zwei Straßen durch Brücken, eine Straße mit einem schienengleichen Übergang (Jenaer Straße) und einige Bachläufe überwunden werden. Der Bahndamm musste größtenteils aufgeschüttet und verdichtet werden, wobei dafür die beim Bau abgetragenen Erdmassen verwendet werden konnten.


Im Jahr 1892, immerhin drei Jahre nach der Eröffnung der Orlabahn startete der Streckenabschnitt Jüdewein-Oppurg in seinen Regelbetrieb. Mit diesem Lückenschluss entwickelte sich der Güterverkehr auf der Gesamtstrecke außerordentlich positiv. Jährliche Steigerungen standen auf der Tagesordnung. Auch der Personenverkehr nahm eine positive Entwicklung. Die Strecke wurde von vielen Arbeitern und Bauern genutzt, die zum Einkaufen und Arbeiten in die Stadt fuhren oder den Anschluss nach Jena, Saalfeld oder Gera nutzten. Täglich fuhren auf dem Streckenabschnitt nach Oppurg bis zu vier Zugpaare, die bei einer Fahrzeit von 7 Minuten eine Strecke von 3,2 Kilomertern zurücklegten.
Vielen wird der einzige Industrieanschluss an der Strecke nach Oppurg nicht bekannt sein. Aber es gab einen solchen, nämlich den der Firma Phönix Pößnecker Ölwerke GmbH. Dieser Betrieb beschäftigte bei vollem Betrieb bis zu 60 Arbeiter, die in zwei Extraktionsabteilungen, einer technischen Öl- und Fettabteilung sowie einer Ölmühle und Pressabteilung Erzeugnisse für Industrie, Handwerk und auch Lebensmittel herstellten. Immerhin 8 bis 10 Güterwagen wurden hier täglich umgeschlagen. Für damalige Verhältnisse ein lohnenswertes Geschäft für die Eisenbahn.
Als Folge des 2. Weltkrieges endete im Jahr 1946 die Existenz der Strecke Pößneck, unterer Bahnhof-Oppurg mit dem Abbau im Zuge der Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Zwar gab es dabei durch die zerstörte Saalebrücke in Orlamünde Verzögerungen, aber nach der Reparatur derselben war dieser Abschnitt der Orlabahn endgültig Geschichte.
Erwähnen möchte ich hier noch die bestimmt vielen Pößneckern bekannte Losung „Wählt Thälmann“. Diese Losung wurde vor der Reichspräsidentenwahl im Jahr 1932 an der Rehmer Brücke angebracht. Als die Brücke im Jahr 1956/57 im Verlauf der Ausbauarbeiten für die neue Fernverkehrsstraße abgerissen werden musste, wurden die mit der Losung versehenen Steine geborgen und als Denkmal an der ehemaligen Konsumgenossenschaft wieder aufgeschichtet und in nachfolgender Zeit ständig gut gepflegt.
Behalten wir also unsere Eisenbahnen in Pößneck in guter Erinnerung, und:

Fahren Sie mit der Bahn, es macht Spaß und nützt der Umwelt!
Frohe Ostern wünschen Ihnen allen die Modellbahner vom Modellbahnclub Orlabahn und natürlich auch ich persönlich.
Ihr Klaus Regu


Einen Zug der Erfurter Bahn trafen wir auch am Ende der Wanderung. Der Weg führte uns abschließend noch zum Hof der Familie Haas, wo die obligatorische Ansichtskarte erworben werden konnte. Eine gute Bratwurst und das eine oder andere Getränk fand den Weg in die Mägen der hungrigen und durstigen Wanderer und so endete eine schöne traditionelle und kurzweilige Veranstaltung, in diesem Jahr auch bei bestem Wanderwetter!
© Klaus Regu

Modellbahnclub Orlabahn e.V. 20.04.2017, 21.32

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Richter, Heidru
Hallo,
ich habe einige Eisenbahn- und Modellbahnbücher, die ich gern weitergeben würde. Die Auflistung der Bücher habe ich per eMail an Herrn Reku geschickt. Bitte schicken Sie mir eine Nachricht, ob Interesse besteht.
30.10.2022-20:25
Leuther, Matthi
Hallo
Falls Sie Interesse an einer Spur0 Anlage haben ( Größe 4m x 0,8 m) teilbar würde ich mich über eine Nachricht freuen.
6.4.2020-11:50
Jörg
Hallo Modellbahner,

2016 waren wir zusammen in Döbeln zur Modellbahnausstellung.
Mit einem Kollegen von Euch hab ich mich nett unterhalten.
Könnte dieser mich mal kontaktieren?
Er ist auf swm zweiten Foto von der Jahresversammlung 2016 ganz rechts mit Brille zu sehen.
Meine Telefonnummer hat er. Ich Seine leider nicht.
Grüße aus Döbeln :D
10.4.2017-14:45
Peter Simon
Hallo Freunde, es war wieder klasse bei Euch. Danke für die Ausstellung ein Münchberger MEC01ler
30.10.2016-16:50
Oliver Pücher
Hallo! Ich bin morgen wieder einmal in Neustadt, wann kann man bei Ihnen denn mal vorbeikommen, oder geht das nur an öffentlichen Fahrtagen?, bin so ein bis dreimal im Jahr in Neustadt/Pößneck. Danke und grüße
Oliver Pücher
Themagicfriend@web.de :) :ok:
6.4.2015-12:38
TT
Eure Ausstellung war der HAMMER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :) :) :) :)
7.11.2014-15:20
TT
Das mit den Diorama-Teilen ist eine coole Sache ! :) ;) :cool: :ok:
17.9.2014-20:20
TT
Eure Ausstellungen sind der Hammer !!! Macht weiter so !!! Ihr seid einfach nur spitze !!! :ok:
10.4.2014-16:46
TT
:) :) :) :)
31.1.2014-17:01
H0
Eure Ausstellungen sind immer :ok: vom feinsten :ok: :cool: :ok:
31.1.2014-16:59